26. Evening Shine am 10.09.2025

Input-Vortrag von Soziologe und Institutsdirektor Prof. Dr. Heiko Kleve (Univ. Witten/Herdecke) zum Thema

Das ist doch alles nur konstruiert!

Über den Konstruktivismus und die Grenzen seiner Konstruktionen

Inhalte

Der systemische Ansatz in der Therapie, Beratung, dem Coaching, der Organisationsentwicklung oder der Gesellschaftsgestaltung ist spätestens seit den 1980er Jahren von der Erkenntnistheorie des Konstruktivismus maßgeblich geprägt. Der Konstruktivismus hat ein ambivalentes Feld geöffnet: Zum einen sensibilisiert er mit seinen theoretischen Modellen für die Grenzen von Beeinflussbarkeit und Veränderbarkeit der bio-psycho-sozialen Welt. Denn er richtet seine Aufmerksamkeit auf Selbstorganisation. Demnach konstruieren Organismen, Psychen und Sozialsysteme in autonomer Weise ihre Welten, die nur begrenzt von außen verändert werden können. Zum anderen geht mit dem Konstruktionscharakter unserer Wirklichkeiten die (oft politisch motivierte) Hypothese einher, dass wir jederzeit diese Wirklichkeiten umkonstruieren könnten, dass sich nahezu alles, was uns als Menschen und als Gesellschaft bestimmt, mit neuen Konstrukten verbessern lässt.

Bei diesem Evening Shine wollen wir uns mit dieser Ambivalenz des Konstruktivismus auseinandersetzen und differenziert klären, was wir einerseits als „feste“ Realität annehmen sollten und was wir andererseits als veränderbare Wirklichkeiten, etwa in Therapien, Beratungen, Coachings, Organisationsentwicklungen und Gesellschaftsgestaltungen tatsächlich umkonstruieren können.

Kurzprofil Prof. Dr. Heiko Kleve

Ich forsche und lehre als Soziologe und Sozialpädagoge sowie als Systemischer Berater, Coach, Supervisor und Mediator seit 2017 am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) der Universität Witten/Herdecke. Dort bin ich Geschäftsführender und Akademischer Direktor sowie Inhaber des Lehrstuhls für Organisation und Entwicklung von Unternehmerfamilien. Das heißt, dass ich mit meinem Team auf die Familienseite von Familienunternehmen schaue, also die Besonderheiten dieser Familienform untersuche, die einen zentralen Faktor unseres Wirtschaftssystems prägt, nämlich das Familienunternehmertum. Zuvor hatte ich Professuren an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin (von 2002 bis 2005) und an der Fachhochschule Potsdam (von 2005 bis 2017).

Mit dem Konstruktivismus befasse ich mich seit den 1990er Jahren und habe viel dazu publiziert. Auch in der Praxis als Systemischer Coach und Berater begegnet mir regelmäßig die Frage, was wir umkonstruieren, also verändern können, und was es anzunehmen gilt. So freue mich sehr auf den Abend zu genau diesem Thema.

Weitere Informationen über mich sind auf meiner Webseite zu finden: www.heiko-kleve.de.

Heiko Kleve Witten Herdecke